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03.11.2004
Gemeinsame Pressemitteilung von ALSACE NATURE,
Verkehrsclub der Schweiz und BUND:
Straßburger Umfahrungsprojekt klassisches
Beispiel für verfehlte Verkehrspolitik
Weiträumige
Ortsumgehungen keine echte Entlastung
Unter breitester Unterstützung der Repräsentanten aller
politischen Richtungen sowie der örtlichen Landwirtschaft demonstriert der
französische Naturschutzverband Alsace Nature am Samstag, dem 06. November, in
Kolbsheim um 13.30 (soziokultureller Saal Kolbsheim) gegen das große
Umgehungsprojekt für Straßburg (Grand Contournement Ouest de Strasbourg).
Die seit einiger Zeit in einem
grenzüberschreitenden Organisationsbündnis zusammenarbeitenden deutschen
Landesverbände BUND Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, der Verkehrsclub der
Schweiz (VCS) sowie Alsace Nature im Elsass sehen in dem umstrittenen
Straßburger Straßenverkehrsprojekt ein klassisches Beispiel für die überall in
den Großstädten Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz auftretenden
weitgehend identischen Verkehrsprobleme.
Lösbar seien diese Probleme
nach Ansicht der Verbände nicht durch immer mehr Straßenbau, sondern durch den
Ausbau und die Weiterentwicklung öffentlicher Verkehrsmittel. Nur ca. 5 Prozent
aller Umfahrungen haben nach neuesten Erhebungen eine sehr hohe
Entlastungswirkung für den innerstädtischen Verkehr. Für Rheinland-Pfalz brächte
die Umsetzung des Straßburger Projektes einen enormen Verkehrsdruck auf die
Südpfalz und das Naturschutzgroßprojekt Bienwald durch einen gewaltig
anschwellenden Gütertransitverkehr.
In der Schweiz,
in Deutschland sowie in Frankreich, gibt es zahlreiche Beispiele für die
Umsetzung fragwürdiger Verkehrsprojekte. Die vorgebrachten Argumente sind
überall ähnlich: der Ausbau des Verkehrsnetzes diene der Entlastung bestehender
Straßen und erleichtere den Zugang zu Stadt- und Industriegebieten. So entstehen
keine nachhaltigen Lösungen. Studien haben gezeigt, dass bis zum Jahre 2020 die
Anzahl der Autos pro Haushalt um 20% steigen wird. Es heißt, in zehn Jahren
müssen wir neue Straßen bauen, um neue Verstopfungen zu vermeiden.
In Deutschland
Auch auf der deutschen
Rheinseite werden Ortsumfahrungen in aller Regel als Allheilmittel gegen den
wachsenden Straßenverkehr angesehen. Doch statt der erwarteten Entlastung
erzeugen Ortsumfahrungen vielfach nur noch mehr Verkehr. Dies ergibt sich aus
einer auf sieben Beispielkommunen in Baden-Württemberg gründenden Untersuchung
des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Nach dieser Studie, die
den Zeitraum von 1980 bis 2000 erfasst, ergab sich für Ortsdurchfahrten, bei
denen auf eine Umfahrung verzichtet wurde, eine Verkehrszunahme zwischen 20 und
40 Prozent; bei Ortsumfahrungen hingegen hat die Steigerung zwischen 60 und 100
Prozent betragen.
Der BUND weist ebenfalls auf
eine Untersuchung des Bundesverkehrsministeriums hin, wonach zwei von drei der
im Bundesverkehrswegeplan 2003 verzeichneten Ortsumfahrungen im Südwesten
innerörtlich kaum eine Entlastung bringen werden. Der BUND fordert deshalb ein
neues, umweltorientiertes Planungssystem und ein umweltverträgliches Leitbild
für den Stadtverkehr. Aus Sicht des BUND können Ortsumfahrungen nur in
Einzelfällen und bei strengen Standards eine umweltverträgliche Lösung sein.
Etwa dann, wenn die Entlastung innerorts tatsächlich spürbar ist - also
mindestens der Verkehr um 50 Prozent reduziert werden kann. Dies aber müsse
verknüpft sein mit gleichzeitigen Verkehrsberuhigungs- und Rückbaumaßnahmen an
den Ortsdurchfahrten und alternativen Verkehrsangeboten im Öffentlichen
Personennahverkehr (ÖPNV).
In der Schweiz
40% des Güterverkehrs werden
auf der Schiene abgewickelt. Öffentlicher Transport, Kombination verschiedener
Verkehrsmittel, Tarifvergünstigungen, Koordinierung des Taktverkehrs über weite
Strecken zur Unterstützung von Berufspendlern: auch wenn die Schweiz immer
wieder als Paradebeispiel hierfür dient, gibt es auch hier zahlreiche Projekte
zum Bau von neuen Strassen.
Die Südumfahrung von Basel
bedeutet einen beachtlichen Verlust an Naturflächen. Die an der
deutsch-schweizerischen Grenze geplante zollfreie Strasse quert das letzte
verbleibende Auengebiet der Wiese, das auch gleichzeitig einen sehr beliebten
Naherholungsraum darstellt. Die Umweltorganisationen fordern eine Koordination
von Verkehrs- und Siedlungspolitik sowie Naturschutz.
In Frankreich
Zu einer verstärkten Nutzung
öffentlicher Transportmittel wurden im Elsass die verschiedenen
Nahverkehrsdienste zeitlich aufeinander abgestimmt. Dadurch stieg die
Benutzung Regionaler Züge in den letzten sechs Jahren um 40 Prozent, was eine
Reduzierung von 11000 PKW pro Tag bewirkt hat. Diese Politik sollte aber auf
regionaler Ebene zur Entlastung der Straßen, die die Vogesen mit der
Oberrheinebene verbinden ausgebreitet werden.
Der Stadtkreis Straßburg (Communauté
Urbaine de Strasbourg) hat sein öffentliches Verkehrs – und- Fahrradwegenetz
ausgedehnt, seine Fußgängerzone erweitert und will am Bahnhof einen
Verkehrsmittel-Knottenpunkt einrichten : eine Notwendigkeit wenn man die 200000
Fahrzeuge in Betracht nimmt die, auf die Umgehungsstrassen, pro Tag, gemessen
worden.
Der Ausbau des
Straßenbahnnetzes jedoch wurde mit Straßenausbauprojekten verbunden. Dies hat
den Widerstand des regionalen Umweltverbandes Alsace Nature hervorgerufen. Bis
jetzt nämlich ist noch keine überzeugende und konsequente Politik zur Eindämmung
des innerstädtischen Autoverkehrs zu erkennen.
Für Rückfragen:
Tel. 06347-1624 (U. Mohr) – BUND Rheinland-Pfalz, Tel.
0033-388375540 (Sophie Schmitt, Alsace Nature - Straßburg)
Hier kann auch das gemeinsame Positionspapier angefordert
werden.
Falls Sie Fragen haben, einfach anrufen.
Kontaktadresse:
BUND
Regionalbüro Pfalz
oder senden Sie uns ein E-Mail:
[email protected]
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